Marktchancen für Qualitätsschweinefleisch nutzen!

Am 13.11.2024 hat der Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten im Landtag von Sachsen-Anhalt eine Anhörung zur Zukunft der Schweinhaltung und -schlachtung in Sachsen-Anhalt durchgeführt.

Magdeburg, der 13.11.24

Der Vorstandssprecher von NEULAND-Verein Jochen Dettmer hat dazu als Experte Stellung genommen. Jochen Dettmer bewirtschaftet mit seiner Ehefrau einen NEULAND-Biobetrieb in Belsdorf, Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt mit Duroc-Schweinen, Enten, Gänsen und Zweinutzungshühnern mit Hofladen.

„ Leider wurden bisher die Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik vom März 2015 mit dem Gutachten : Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung , noch die Empfehlungen der Borchert-Kommission vom Februar 2020 zum Umbau der Tierhaltung und auch nicht die Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) umgesetzt. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und das Bundesprogramm Umbau der Tierhaltung waren allerdings erste Schritte der Bundespolitik zum Umbau der Tierhaltung.

Auch auf europäischer Ebene wurde ein entsprechendes Gremium im Januar 2024 durch Kommissionspräsidentin von der Leyen unter Leitung von Prof. Strohschneider mit dem Titel: Strategischer Dialog eingesetzt. Im September 2024 wurden Vorschläge für die zukünftige Kommissionsarbeit veröffentlicht, die 14 Punkte umfassen. Ein Punkt umfasst insbesondere eine nachhaltige Tierhaltung in der EU, incl. Kennzeichnung.

Trotz der Zähflüssigkeit der Politik hat der Markt entsprechende Signale gesetzt und es ist mit einer Steigerung der Nachfrage von bis zu 20 % in den nächsten Jahren für die höheren Haltungsstufen zu rechnen. (Haltungsstufen siehe www.haltungsform.de, die der staatlichen Kennzeichnung für frisches Schweinefleisch entsprechen.) Damit ergeben sich Marktchancen auch für die Schweinehaltung in Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern.

Mögliche Handlungsbedarfe für die Landes- und Bundespolitik wären:

Langfristig sollten die Empfehlungen der Borchert-Kommission umgesetzt werden. Da insbesondere mit einer von der Borchert-Kommission langfristig vorgesehenen Finanzierung durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer, nicht zu rechnen ist, können kurzfristig nur die begonnenen Maßnahmen ausgebaut werden:

  1. Weiterentwicklung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, bezüglich Downgrading, Einschluss des Lebenszyklus bei Schweinen, Integration ausländischer Ware, Plausibilitätsprüfung bei der Registrierung, weitere Tierarten, Gastro- und Gemeinschaftsverpflegung.
  2. Dauerhafte Finanzierung des Bundesprogrammes Umbau der Tierhaltung, Bereich Schweine und Weiterentwicklung bezüglich Bestandserweiterung kleinerer Betriebe.
  3. Privilegierung der höheren Haltungsstufen im Baurecht.
  4. Stärkung der Nachfrage nach höheren Haltungsformen durch eine konsequente Ernährungsstrategie, Anreize und gezielte Kommunikation Richtung nachhaltigen Konsums.
  5. Beratungsoffensive für die Umstellung auf höhere Haltungsstufen
  6. Wissenschaftliche Begleitung durch die Hochschulen, in Sachsen-Anhalt wären das Halle und Bernburg.
  7. Unterstützung durch die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt als landeseigene Gesellschaft.

Fazit: Die Rahmenbedingen für die Nutztierhaltung in Sachsen-Anhalt sind sehr differenziert zu bewerten. Sie hängen von vielen Faktoren ab.

Für die Schweinehaltung haben sich die Rahmenbedingungen verschlechtert, insbesondere weil die Nachfrage zurückgegangen ist und die Kosten und Preise volatil sind.

Durch neue Verbrauchertrends und Engagement des Lebensmitteleinzelhandels ergibt sich eine Marktperspektive, insbesondere für Schweine der Haltungsstufe 3, bzw. Frischluftstall (Offenfront) in der staatlichen Kennzeichnung und der Haltungsstufen 4 und 5.

Hier liegt auch eine Perspektive für Betriebe aus Sachsen-Anhalt, während industrialisierte Großbetriebe weiter unter Druck stehen werden.

Daher sollte die Landesregierung den Qualitätsmarkt besonders unterstützen, insbesondere durch Unterstützung der Nachfrage, z.B. bei Kantinen, Lebensmitteleinzelhandel und Direktvermarktern,“ so Jochen Dettmer.

Hintergrund: Der NEULAND-Verein, heute landwirtschaftlicher Fachverband, ist seit 1988 Pionier in der Entwicklung besonders tiergerechter Haltungsverfahren, deren Kennzeichnung und Vermarktung. (siehe www.neuland-fleisch.de).

Rückfragen bei Jochen Dettmer, Vorstandssprecher NEULAND e.V. T: 0172/8126337

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