Wir möchten uns mit diesem Schreiben zu dem ZEIT-Podcast von Anne Kunze vom 20.2.2024 äußern. Wir, die engere „NEULAND-Community“, bestehend aus dem NEULAND Verein und seinen beiden größten Vermarktern, der NEULAND Fleischvertriebs GmbH und der Artgemäß GmbH & Co. KG.
Durch Recherchen der Journalistin Anne Kunze wurde im Frühjahr 2014 ein Betrugsfall aufgedeckt. Ein NEULAND-Geflügelmäster hatte konventionelle Hähnchen als NEULAND-Hähnchen deklariert und in den Handel gebracht.
Er war nicht aufgefallen, weil er zum einen einen eigenen Schlachthof besaß und zum anderen die NEULAND-Richtlinien offenbar nicht ausreichend scharf kontrolliert wurden. Inwieweit auch eine gewisse Gier seitens der kaufmännisch Verantwortlichen eine Rolle gespielt haben könnte, können wir aus der heutigen Sicht nicht bestreiten.
Fakt ist, dass ein von vielen Beteiligten mit viel Engagement entwickeltes Label einen massiven Vertrauensverlust erlitten hat und hier Verbraucher:innen betrogen wurden. Dies war für alle Seiten auf unterschiedlichster Art und Weise ein Tiefpunkt in der zu dem Zeitpunkt 25 Jahre alten NEULAND Geschichte.
Gegründet wurde NEULAND 1988 von engagierten Menschen aus dem Umwelt-, dem Tierschutz-, dem bäuerlichen und dem entwicklungspolitischen Bereich. NEULAND schaffte es in den folgenden Jahren eine Vermarktung in den Regionen Nord, West und Süd aufzubauen. Grundlage der NEULAND Philosophie war und ist es, eine Alternative zum „Wachse oder Weiche-Prinzip“ durch bäuerliche Strukturen, artgerechterer Tierhaltung und eine Vermarktung über eigene Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe zu entwickeln. Die Neuländer:innen entwickelten als eine der ersten Verbände eigene Richtlinien, die durch extern zertifizierte Kontrollunternehmen geprüft wurden und auch weiterhin werden.
Was hat sich seit 2014 geändert?
Als Reaktion auf diesen Betrug hat der NEULAND Verein alle seine Richtlinien und Kontroll-Verfahren auf den
Prüfstand gestellt und tiefgreifende Veränderungen bewirkt; mitunter sind dies:
- Weiterentwicklung und Verschärfung der Richtlinien für alle Tier-Gattungen, für Transport, Schlachtung
und Verarbeitung - Aufnahme von Warenstromüberprüfungen in das Kontrollverfahren
- Einführung von K.O.-Kriterien in allen Bereichen
- Einrichtung einer Kontrollkommission zur Bewertung von Sanktionen, Ausnahmeregelungen und
Betriebsaufnahmen als Entscheidungsvorlage für den Vorstand
Den Verantwortlichen beim NEULAND Verein und den NEULAND-Vermarktungsorganisationen ist bewusst, dass nur durch die strikte Einhaltung dieser Regeln eine Wiederholung solch eines Betrugsfalles verhindert werden kann.
Die gelebte Praxis der letzten 10 Jahre zeigt, NEULAND ist damit auf dem richtigen Weg. NEULAND garantiert den Verbraucher:innen das Versprechen, das alle NEULAND-Produkte aus bäuerlicher Landwirtschaft mit artgerechterer Tierhaltung stammen.
Darüber hinaus war und ist NEULAND auch immer ein Programm, welches sich durch ein großes Maß an Transparenz auszeichnet.
In den 1990iger und 2000er Jahren gab es auf einigen NEULAND-Betrieben fast kein Wochenende, an dem keine Führungen stattfanden. Bei jedem neuen Kunden gehört der Besuch des Zerlege- und Verarbeitungsbetriebes, sowie eines NEULAND-Hofes mit dazu. Verkäufer:innenschulungen sollen auch die Authentizität an der Ladentheke gewährleisten.
In den letzten Jahren haben wir unter anderem einen „Tag der offenen Neuland-Höfe – ein Dorf macht auf NEULAND“ im Herbst 2022 und den Tag des offenen Zerlegebetriebes im Spätsommer 2023 bei NEULAND West in Bergkamen durchgeführt.
Aus juristischer Sicht wurde der Fall vom Neuland Verein 2014 umgehend der Staatsanwaltschaft gemeldet, die auch sofort Ermittlungen aufnahm. Nach zwei Jahren hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg das Verfahren wegen Nichtigkeit eingestellt.
Trotz der Einstellung des Verfahrens gibt es für das Gewesene nichts zu entschuldigen. Wir sind aber davon überzeugt, die richtigen Schlüsse aus dem Betrugsfall aus dem Jahr 2014 gezogen zu haben.
Neuland im Februar 2024