Noch vor wenigen Jahren dachten Geflügelhalter und Branchen-Insider, mobile Geflügelställe seien nur ein vorübergehender Trend. Doch mittlerweile sind Interesse und Bedarf geweckt, vor allem beim klassischen Direktvermarkter – Tendenz steigend.
In den Jahren ab 2000 entwickelte sich zunächst vor allem im Biobereich die Nachfrage nach mobilen Stallsystemen für Geflügel. Hintergrund war, ein praktikables System zu finden, um Überbeweidung und punktuell höheren Nährstoffeintrag im stallnahen Bereich zu vermeiden. Zunächst wurden diese Ambitionen von konventionell wirtschaftenden Betrieben, vor allem in puncto Hygiene und Praktikabilität, oft kritisch beäugt.
Jedoch steigt seit einigen Jahren nun auch in kleineren konventionell vermarktenden Betrieben die Nachfrage nach diesen Systemen. Das liegt in erster Linie daran, dass die herkömmliche Käfighaltung im Jahre 2010 endgültig verboten wurde.
Vor allem Selbstvermarkter mit kleineren Herdengrößen standen vor einer Herausforderung: Welche Produktionsform kommt in Frage, um weiterhin die eigenen Eier anbieten zu können? Plötzlich waren Mobilstallsysteme, die zunächst von zwei Firmen in verschiedenen Größenordnungen auf dem Markt angeboten wurden, eine akzeptable Option. Hinzu kam ein nicht von der Hand zu weisender Werbeeffekt, den solch ein mobiler Stall auf einer hofnahen Weidefläche zweifelsfrei auf potentielle Hofladenkunden hat.
Während in den ersten Jahren der Mobilstallmarkt ausschließlich von den zwei Firmen Wördekemper Kollenberg GmbH & Co. KG aus NRW und Iris Weiland e.K. aus Hessen bedient wurde, sahen mittlerweile weitere Anbieter das Marktpotential und wagten den Einstieg. Heute gibt es mit ROWA-Stalleinrichtungen, farmermobil GmbH und Big Dutchman weitere Anbieterfirmen mit eigenen Mobilstallkonzepten. Vier der fünf Anbieter bieten Stalleinheiten für unterschiedliche Bestandsgrößen an – eine Reaktion auf individuelle Kundenwünsche. Hofgut Martinsberg plant ebenfalls, mit einem seriellen Stall an den Markt zu gehen.
Die Anwendung von Mobilstallsystemen erstreckt sich mittlerweile nicht nur auf hofnahe Wiesen, sondern auch auf Streuobstwiesen, Ackerland und im Energieholz als Agroforst-System.
Das von der Landwirtschaftlichen Rentenbank geförderte Projekt hatte nun die Aufgabe zu prüfen, welche Chance Eier aus mobilen Ställen im Lebensmitteleinzelhandel haben.
Eine Kostenkalkulation ergab, dass die Erzeuger mindestens 0,28 € pro Ei bekommen müssen, Erfassung und Vermarktung 0,17 € pro Ei kosten und bei einem 35 % Aufschlag des Lebensmitteleinzelhandels das Ei 0,66 € kostet, bzw. die 6er Packung 3,91 €. Dieser hohe Preis stellt aber schon eine Hürde im Einzelhandel dar, d.h. es müssen Standorte mit hoher Kaufbereitschaft gefunden werden. Hinzu kommt, dass die Nachfrage die Produktion von Mobilställen übersteigt. Nur ein ausreichend großes Angebot von Eiern und den dazugehörenden Ställen sichert dem Lebensmitteleinzelhandel die Möglichkeit, seine Logistiksysteme zu nutzen.
Fazit: Vor diesem Hintergrund genießt die Direktvermarktung von Mobilstalleiern einen ökonomischen Vorteil. So erscheint die Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel zwar viel schwieriger, aber nicht unmöglich.