Vor dem zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland mehr Gänse als Hähnchen gehalten. Die Intensivierung der Tierhaltung hat den Gänsebestand allerdings mittlerweile reduziert.
In der Fleischproduktion ist die Gänsehaltung ein Bereich, der überwiegend in bäuerlichen Familienbetrieben zu finden ist. Die Tiere können auf Wiesen und Weiden gehalten werden, die sonst oftmals ungenutzt bleiben würden.
Im Jahr 2010 betrug der Bestand an Gänsen in Deutschland im Jahr 278.000 Stück.
Der Verbrauch ist mit 300 g pro Jahr und Person sehr gering. Ebenso der Selbstversorgungsgrad mit 17,7 %. Gänsefleisch ist ein Saisonprodukt, das hauptsächlich im November und Dezember auf dem Speiseplan steht. Würde es sich lohnen, Verbrauch und Produktion zu steigern, bzw. wäre das auch umsetzbar?
In dem von der Landwirtschaftlichen Rentenbank geförderten Projekt wurde untersucht, wie das Vermarktungspotential für eine bäuerliche Gänsehaltung einzuschätzen ist.
Ergebnis: Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist momentan noch nicht genügend sensibilisiert, um eine besondere Tierschutzkennzeichnung für Gänsefleisch vorzunehmen, die sich von einer tierschutzbedenklichen Intensivmast, z.B. aus Ungarn oder Polen abgrenzt. Damit ist auch die Bereitschaft des LEH, einen Mehrpreis für tierschutzgelabelte Herkünfte zu bezahlen, als gering einzuschätzen. Wertschöpfungspotential besteht aber in der Direktvermarktung, möglichst mit einer eigenen Schlachtstätte, wobei Deckungsbeiträge von über 10 € pro Gans zu erzielen sind. Wünschenswert wäre aber die Gründung von Erzeugergemeinschaften klein- und mittelgroßer bäuerlicher Betriebe mit Beständen von 100-250 Gänsen. Das wären Größenordnungen, die auch von Neuanfängern beherrschbar wären. Haltungen von 500-2000 Gänsen hingegen verlangen schon ein hohes Maß an Managementfähigkeiten, die erst erworben werden müssen.
Die Schlachtung könnte entweder in mobilen Schlachtstätten oder in neuen, gemeinschaftlichen Schlachtstätten erfolgen. Um ausgelastet zu sein, sollte dort auch anderes Geflügel geschlachtet werden.
Die Vermarktung könnte ab Hof oder über Regionalkonzepte des LEH erfolgen. Die Wertschöpfung ließe sich über weitere Verarbeitungsprodukte wie Schinken, Salami, Rillette, Leberpastete und Schmalz erhöhen.
Flankiert werden müsste eine solche Markterschließungsstrategie mit einem Ausbau der Forschung, Beratung und Förderung über die ELER-Programme der Bundesländer.
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